Ja, ich bin Engländer und nein, wir können nicht Englisch sprechen. Wieso? Wir sind in Murcia... Spanien!

Das Auslandsjahr mit Erasmus, die Chance, in eine andere Kultur einzutauchen, zahlreiche Leute aus aller Welt kennenzulernen, jede Nacht auszugehen, und die Sprache anzuwenden, die man studiert. Naja... fast.

Aus England sein im Ausland

Ein Brite im Ausland zu sein, bevorzugterweise nicht "im Knast" wie diejenigen, die in munteren TV-Serien gezeigt werden, hat so seine Vorteile. Die meisten Orte sind günstiger im Unterhalt, das Essen ist immer besser als das, was wir zu bieten haben, und Mädchen sind scheinbar immer an englischen Jungs interessiert (ich küsse nicht und prahle im Anschluss... ich küsse gar nicht, um genau zu sein). Jedoch, trotz all dieser Vorzüge, abgesehen vielleicht von der Mädchen-Sache, ist da eine Sache, wenn es darum geht, Engländer im Ausland zu sein - ich bediene mich an dieser Stelle der eloquenten Wörter Peter Griffins - die mich so richtig zur Weißglut bringen (oder wie es im Original heißt: it really "grinds my gears").

Ja, ich bin Engländer und nein, wir können nicht Englisch sprechen. Wieso? Wir sind in Murcia... Spanien!

Jeder will Englisch reden

Englisch ist nunmal die Universalsprache, fast jeder in Europa kann sie sprechen, wenn auch nur ein oder zwei Wörter. Außerdem hat die Mehrheit derjenigen, die sie tatsächlich sprechen können, oft das brennende Verlangen, ihre Kenntnisse zu verbessern und mehr zu lernen. Hieraus entspringt das Problem. Ich habe nichts gegen die Tatsache, dass diese Leute Englisch lernen wollen, wenn überhaupt bewundere ich die Leidenschaft, die diese Leute für die Sprache haben, auf eine gewisse Art und Weise ist es beinahe schmeichelhaft. Womit ich jedoch durchaus ein Problem habe, sind die Leute, die es anscheinend einfach nicht begreifen können, was ein Auslandssemester tatsächlich bedeutet.

Sollten wir uns an dieser Stelle pedantisch damit auseinandersetzen, warum ich eigentlich hier bin, in Spanien, nämlich um Spanisch zu lernen. Jedoch, aufgrund meines ungelenken Stolperns über das gelegentlich auftauchende spanische Wort und zugleich dem unersättlichen Drang, Englisch mit einem gebürtigen Engländer zu sprechen, ertappe ich mich oftmals dabei, die Sprache zu sprechen, worin ich als Muttersprachler und so zugegebenermaßen ziemlich gut bin.

Wie ich bereits sagte, habe ich überhaupt kein Problem mit Menschen, die die Chance ergreifen wollen, ihr Englisch zu verbessern und zu üben, tatsächlich wäre ich mehr als glücklich, ihnen zu helfen... aber kommt dazu einfach nach England. Ich bin in ein fremdes Land eingetaucht, habe mich mit einem Ort und Menschen umgeben, die ich nicht kenne - all das, um mein Spanisch zu verbessern. Ja, in den ersten Wochen immer mal wieder Englisch zu sprechen, kann uns Briten helfen, uns im neuen Land einzuleben, uns allmählich wie zu Hause zu fühlen, aber nach diesen ersten Wochen meine ich, und ich glaube ich spreche hier von viele von uns, wäre etwas Spanisch auch ganz schön.

Um zu vermeiden, an dieser Stelle als die unvernünftige, wütende und langweilige Person rüberzukommen, als die uns so viele sehen, möchte ich an dieser Stelle nicht behaupten, dass mich niemand in Spanisch anspricht, ganz im Gegenteil. Jedoch ist, und dies mag schwer zu glauben sei, in Spanien Spanisch zu sprechen eines der schwierigsten Unterfangen. Da war insbesondere in dieser einen Nacht der Fall, und selbst nach erfolgreichem Vortrinken - dabei alles in Spanisch - hat es letztendlich bloß wieder bewiesen, wie anspruchsvoll es doch sein kann.

Ich war in BadulaKe, dem beliebtesten Studierendenclub hier in Murcia, und trotz all meiner Zuversicht - und auch wohl oder übel wegen meiner Unfähigkeit, alkoholisiert galant die Sprache zu sprechen - war es mir nicht möglich, mein berühmt-berüchtigtes Spanisch zu präsentieren, da mir nicht eine einzige Person in eben dieser Sprache geantwortet hat. Mann oder Frau, Student oder nicht, war egal. Jedes Mal, wenn mich mein ausgelassenes Getanze in eine Konversation befördert hatte - ganz gleich wie gut mein Spanisch klang - sobald die Formalitäten aus dem Weg waren und sie herausfanden, dass ich Brite bin, war's das. Ich war geschlagen. Und da die Menge an Menschen, die Englisch sprechen wollen, die, die Spanisch sprechen möchten (darunter ich) überwiegt, habe ich letztendlich realisiert, dass ich einen aussichtlosen Kampf führte und da ich, im Geiste von Erasmus, Freundschaften schließen wollte und dabei nicht wie ein Spanisch-Fanatiker rüberkommen wollte (oder gar konnte), gab ich auf und ging schließlich doch ins Englische über, welches scheinbar alle - zu meiner Enttäuschung - so verzweifelt hören wollten.

Ja, ich bin Engländer und nein, wir können nicht Englisch sprechen. Wieso? Wir sind in Murcia... Spanien!

Spanisch zu sprechen ist möglich

Wie ich jedoch bereits sagte, war dies nicht bloß ein vereinzelter Vorfall, und die meisten waren mehr als glücklich, mein stotterndes Spanisch auszuhalten und mir zuzuhören, um mir beim Lernen zu helfen. Der Zweck dieses kurzen Artikels besteht nicht darin, meinen Ärger zum Ausdruck zu bringen - auch wenn ich dies unumstritten gemacht habe. Vielmehr ist dies für all diejenigen, die sich in ihrer englischen Herkunft gefangen fühlen. Sie sollen wissen, dass wir uns alle mal so gefühlt haben.

Es ist jedoch auch für all diejenigen, die ihr Englisch verbessern wollen - dieser Artikel soll auch euch helfen - auf eine "zwei Fliegen mit einer Klappe" Art und Weise. Nicht nur wird dies der beste Artikel sein, den ihr je gelesen haben werdet (Bescheidenheit liegt mir im Blut), womöglich macht er euch außerdem bewusst, wie sich eure englischen Freunde fühlen, wenn ihr sie mit euren ständigen Wünschen, immer nur deren Muttersprache zu sprechen, bombardiert.

Nochmal, ich versuche hiermit nicht, irgendjemanden zu attackieren - auch wenn der Titel es suggerieren mag - vielmehr möchte ich euch an etwas erinnern. Wenn jemand nach Spanien gekommen ist, um zu studieren oder zu arbeiten, oder was-auch-immer zu tun, insbesondere im Rahmen von Erasmus, war dies sehr wahrscheinlich mit der Absicht, Spanisch zu sprechen, und um eben dieses zu verbessern.

Wenn ihr in Rom seid... tut was die Römer tun.

Wenn ihr in Spanien seid... sprecht Spanisch, verdammt! Damit helft ihr nicht nur euch selbst.


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