Giro di bacari a Venezia - Venedigs "Bacari"
Ihr seid in Venedig und wisst nicht, wo ihr nach der Uni mit euren Freunden hingehen könnt, um etwas zu trinken? Keine Sorge, es scheint zwar nicht so, aber die Stadt ist voller cooler und günstiger Lokale, in denen ihr euren Feierabend verbringen könnt.
Es gibt nämlich in Venedig eine ganz eigene Art von Bars, die sich Bacari nennen. Das sind Lokale, meist im rustikalen Stil gehalten, die Getränke und kleine Häppchen verkaufen. In einigen größeren Bacari kann man sich auch hinsetzen und wie in einem normalen Restaurant abendessen, doch in den meisten Bacari bestellt man sich an der Bar etwas zu trinken (zum Beispiel "un'ombra", ein kleines Glas Hauswein) und sucht sich ein paar "Cicheti" aus (kleine belegte Brötchen oder Frittiertes).
Spritz und Cicheti in der Osteria Al Squero
Der Name Bacaro hat einen sehr interessanten Ursprung, es gibt zwei Theorien, die beide sehr interessant sind. Das Wort könnte von dem griechischen Gott des Weines und des Rausches Bacchus abgeleitet werden, es könnte aber auch von dem venezianischen Ausdruck "far bàcara" kommen, was so viel bedeutet wie "feiern gehen".
Damit ihr auch nicht ins falsche Lokal stolpert, schreibe ich euch hier ein paar meiner Lieblinge auf, die ihr dann selbst ausprobieren könnt. Gehen wir mal davon aus, dass ihr auf dem Piazzale Roma in Venedig ankommt und einen "Giro", also eine Tour, durch die Bacari der ganzen Stadt machen wollt. Los geht's!
Bacareto Da Lele
Oh Lele, wie oft habe ich dich aufgesucht, um für ein Stündchen vor dem Prüfungsstress zu flüchten oder wiederum um die bestandenen Prüfungen zu feiern (und das meist gegen 2 Uhr nachmittags)?! Wenn ihr in Venedig seid, wird Lele euer stetiger Freund und Begleiter sein. Schließlich ist es der erste Bacaro, der euch entgegenlacht, wenn ihr in der Lagunenstadt ankommt. Sobald ihr am Piazzale Roma ankommt, geht ihr in Richtung Giardino Papadopoli, überquert zwei kleine Brücken und voilà, schon seid ihr am Campo dei Tolentini, wo sich dieses kleine Lokal, welches von außen aussieht wie ein Lager von einem Restaurant, befindet.
Lele um die Mittagszeit
Dieser Bacaro ist wahrscheinlich der kleinste seiner Spezies, denn man kann sich drinnen nicht hinsetzen (und auch im Stehen passen nicht mehr als fünf Leute rein). Man bestellt also etwas und genießt es dann draußen an der Fondamenta oder auf den Stufen der Chiesa dei Tolentini. Lele bietet verschiedene Arten von Hauswein an, die zwischen 60 Cent und 1, 50 Euro pro Glas kosten (nein, ihr habt euch nicht verlesen! ). Außerdem bieten sie kleine Panini mit verschiedenen frischen Wurstsorten und Gemüse an, sowie "Taglieri", kleine Holzplatten, die mit Salami, Parmesan und Brot belegt sind.
Wein und Brötchen von Lele
Bacaro Quebrado
Solltet ihr mit dem Zug nach Venedig kommen, dann ist die Stazione Santa Lucia eure Endstation. Sobald ihr das Bahnhofsgebäude verlasst, überquert ihr gleich die weiße Brücke, die euch auf die andere Seite des Canal Grande führt, il Ponte degli Scalzi. Von dort sind es nur wenige Meter zu diesem wunderbaren Bacaro, der nicht zu den bekanntesten zählt, aber dafür umso überraschender ist.
Wegbeschreibung vom Bahnhof aus (unterschätzt die Dichte der Calli Venedigs nicht! )
Das Besondere an diesem Lokal ist, dass es um die Aperitif-Zeit (also zwischen 18. 30 und 20. 00) eine Happy Hour anbietet, in der Wein, Spritz und Prosecco nur 3 Euro kosten und man unbegrenzten Zugang auf ein kleines (aber wirklich feines! ) Buffet hat. Dort gibt es immer verschiedene gegrillte Gemüsesorten, belegte Brötchen und eine große Schale mit Pasta. Normalerweise wird die Pasta mit Ragù, Aglio, Olio e Peperoncino oder Tomaten zubereitet. An Freitagen oder zu besonderen Anlässen (wie Karneval oder andere venezianische Feiertage) gibt es Pasta mit Fischspezialitäten (Vongole, Cozze, Gamberi, etc. ). Und das alles um nur 3 Euro!
Buffet mit Pasta und belegten Brötchen
Aber beeilt euch, denn wenn ihr zu spät kommt, dann ist bereits alles aufgegessen. Am besten ihr kommt direkt um 18. 30 oder maximal um 19. 00, danach wird es schwer, noch etwas Frisches zu ergattern.
Lasst euch von dem Besitzer nicht erschrecken, er ist etwas verrückt, aber wirklich nett und zuvorkommend. Einmal hat er extra nur für mich einen frischen Teller Pasta gemacht, weil ich keinen Fisch esse und an diesem Abend nur Pasta mit Fisch am Buffet war.
Campo Santa Margherita
Nicht weit von Lele entfernt (circa 5 Minuten zu Fuß) befindet sich der berühmte Campo Santa Margherita. Zumindest ist er bei allen jungen Leuten berühmt, die schon mal in Venedig waren. Auf diesem Platz findet nämlich Venedigs Nachtleben statt. Über den ganzen Campo verteilt könnt ihr eine Vielzahl an Lokalen finden, die alle mehr oder weniger die gleichen Preise haben. Doch die ersten Bars (wenn ihr von Campo San Pantalon aus ankommt) sind eigentlich die besten. Gleich nach der Brücke befindet sich das Chet, die günstigste Bar überhaupt. Aber andererseits ist die Qualität der Cocktails nicht gerade gut. Wenn ihr Lust auf etwas Stilvolleres habt, dann geht einfach 50 Meter weiter und ihr stoßt auf das Lokal Do Draghi, mein Liebling vom "Campo".
Innenansicht der Bar Do Draghi
Der Aperol Spritzer ist hier besonders gut, aber auch alle anderen Weinsorten und die leckeren Cicheti (doch Letztere sind nicht ganz so günstig, wie in anderen Lokalen).
Andere interessante Lokale sind die Bar Skillà oder das Caffè Rosso, wo vor allem der Kaffee sehr gut schmeckt. Aber auch die Tramezzini im Rosso sind nicht von schlechten Eltern.
Das Caffè Rosso mitten am Campo Santa Margherita
Osteria Al Squero
Vom "Campo" aus kann man noch weiter in Richtung Süden gehen und kommt dann entweder zur Accademia und zum Guggenheim Museum oder zu den Zattere. Wir entscheiden uns für die zweite Möglichkeit und gehen in ein Lokal nahe den Zattere auf der Fondamenta Nani, gleiche gegenüber vom Squero di San Trovaso, der bekanntesten Gondel-Werkstätte, wo man zusehen kann, wie die typischen venezianischen Gondeln hergestellt werden.
Aussicht auf die Werkstätte aus dem Inneren des Lokals
Dieses Lokal bietet ganz spezielle Cicheti an, welche mit den ausgefallensten Zutaten angeboten werden. Mit Salami, getrockneten Tomaten, Scampi, selbstgemachten Aufstrichen, Speck, Pilzen, Lachs, Nüssen, Spinat, Rotkraut, Brie und so weiter. Die Köche erfinden sich selbst immer neu! Schaut vorbei, ihr habt nicht nur eine gute Aussicht auf die Gondeln, sondern auch auf einen vollen Magen.
El Chioschetto
Diese charmante kleine Bar befindet sich mitten auf der Fondamenta Zattere, wo ihr einen atemberaubenden Ausblick auf die Insel Giudecca und das Hotel Hilton habt. Man kann von den Zattere aus aber auch auf Marghera blicken, den Industriehafen von Venedig, wobei man immer ein seltsames und etwas surreales Gefühl bekommt (warum werdet ihr verstehen, wenn ihr dort seid! ).
Besucht El Chioschetto bei Sonnenuntergang, da ist es am schönsten!; )
Zum Trinken bekommt ihr Wein, Bier oder Spritz (die meisten Leute tendieren zu Letzterem, aber das ist in ganz Venedig so). Es gibt auch Kleinigkeiten zu essen, aber keine Cicheti, nur Tramezzini oder Panini (das ist nicht das gleiche! ), die auch nicht schlecht schmecken. Doch im Zweifelsfall würde ich mich immer für die Cicheti von Al Squero entscheiden. El Chioschetto ist eindeutig ein Lokal für Spritz.
Bacarando in Corte dell'Orso
Unsere Tour geht nun weiter in Richtung Rialto. Ihr nehmt am besten den Weg über die Accademia-Brücke, der ist kürzer (meiner Meinung nach ist der Weg über die Basilica dei Frari schöner, aber auch "gefährlicher", denn es besteht sehr hohe Gefahr, sich zu verirren). Wenn ihr die Brücke überquert habt, gelangt ihr zum Campo Santo Stefano und folgt einfach immer den gelben Schildern, die euch den Weg zu Rialto weisen.
Die gelben Hinweisschilder helfen euch dabei, in die richtige Richtung zu gehen
Wenn ihr auf dem Campo San Bartolomeo angelangt seid, geht ihr nicht auf die Brücke zu, sondern in die entgegengesetzte Richtung durch einen "Sotoportego", eine Art Durchgang mit Bogen. Ihr biegt gleich danach nach links ab und dann nach rechts. Der Bacaro ist nur eine Minute vom Hauptplatz entfernt, aber der Weg führt durch eine Art Labyrinth, das von den engen venezianischen Gassen geformt wird. Wenn ihr es nicht sofort findet, fragt einfach nach, alle Leute aus Venedig kennen dieses Lokal.
Wenn ihr diese Tür vor euch seht, dann habt ihr den Bacaro gefunden
Das Lokal ist sehr elegant eingerichtet und ist eigentlich auch ein eher feineres Restaurant. Doch im Erdgeschoss gibt es eine Vitrine voller exquisiter Cicheti und wenn man Glück hat, kann man sich mit seinem Glas Wein auf die gemütliche Ledercouch setzen, die im Nebenzimmer steht.
Oft werden hier auch besondere Events mit Live-Musik organisiert, in denen sich der Laden bis zum Überlaufen anfüllt. Dann stehen viele Leute auch einfach mitten in der engen Calle und schlürfen an ihren Getränken, während sie der Musik zuhören oder mit Freunden plaudern.
Al Remer
Hier habe ich ein wirkliches Highlight für euch. Denn in diesem einzigartigen Lokal gibt es Happy Hour mit Buffet und Zugang auf den Canal Grande. Vom Campo San Bartolomeo (vor der Rialto Brücke) folgt ihr der Hauptstraße in Richtung Bahnhof ("Stazione", die Schilder helfen euch). Ein paar Meter nach dem Schuhgeschäft Bata biegt ihr nach links in die schmale Calle Remer und folgt ihr, bis ihr hierher gelangt:
Campiello Remer vor der Taverna mit Ausblick auf den Canal Grande und den Rialto-Markt
Grundsätzlich ist das Lokal sehr teuer (für Studenten unleistbar, wie fast alle normalen Restaurants in Venedig), doch jeden Tag zwischen 17. 30 und 19. 30 gibt es eine Happy Hour, in der man für ein Glas Wein (vielleicht auch Bier oder etwas anderes, weiß ich aber nicht, da man in Venedig eigentlich immer nur Wein trinkt! ) 5 Euro zahlt und dadurch Zugang auf ein kleines Buffet mit Pasta, Reis, Salat und belegten Brötchen hat.
Das Happy-Hour-Buffet im Remer
Ein wirklich einzigartiges Lokal auf Grund dieses besonderen Angebots und vor allem wegen seiner romantischen Atmosphäre und seinem erstklassigen Zugang auf den Canal Grande.
Paradiso Perduto
Dieses entzückende Lokal befindet sich mitten in Cannaregio, Venedigs ältestem Stadtteil ("Sestiere") und ist der Anfang einer langen Reihe von Lokalen und Bacari auf der berühmt-berüchtigten Fondamenta della Misericordia. Ins Paradiso müsst ihr auf jeden Fall an Montagabenden schauen, denn da bringt richtig gute Live-Musik das ganze Lokal zum Beben. Wenn ihr etwas essen wollt, dann kommt am besten schon früher oder reserviert telefonisch, denn abends füllt sich immer alles komplett an. Vor allem an Montagen ist es unmöglich zu essen, selbst auf euer Getränk werdet ihr um die 10 Minuten warten müssen.
Das Paradiso Perduto ist vor allem für seine Meeresspezialitäten bekannt
Al Timon
Etwas weiter auf der Fondamenta della Misericordia befindet sich der Bacaro Al Timon (dazwischen werdet ihr noch eine Vielzahl an anderen Bacari sehen, doch diese beiden sind die besten der Gegend). Wie in den anderen Lokalen, von denen ich euch hier erzählt habe, gibt es auch im Timon guten Wein und leckere Cicheti, aber was diesen Laden hier auszeichnet, ist das Boot, das zu seiner Einrichtung gehört. Man kann nämlich nicht nur im Lokal selbst oder draußen auf der Fondamenta sitzen, sondern auch auf einem hölzernen Boot, welches auf dem Kanal schaukelt. Besonders in den warmen Monaten ist es schön, sich mit seinem Aperol Spritzer auf das Boot zu setzen und die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu genießen.
Aussicht auf das Timon und die Fondamenta della Misericordia
Die meisten der von mir beschriebenen Bacari haben keine eigene Homepage, doch ihr könnt Infos und Rezension auf TripAdvisor finden. Diese Art von Lokal könnt ihr zwar in ganz Venedig finden, doch außerhalb der Lagunenstadt ist diese Kultur nicht verbreitet (außer Imitationen vielleicht). Genießt also euren Aufenthalt und besucht so viele Bacari wie möglich, denn jeder einzelne ist auf seine Art und Weise etwas ganz Besonderes.
Fotogalerie
Inhalt in anderen Sprachen verfügbar
Hättest du gerne deinen eigenen Erasmus Blog?
Wenn du gerade Erfahrungen mit dem Leben im Ausland machst, ein begeisterter Reisender bist oder einfach etwas über die Stadt, in der du lebst erzählen willst, dann gestalte deinen eigenen Blog und teile deine Abenteuer mit uns!
Ich möchte meinen Erasmus Blog erstellen! →
Kommentare (1 Kommentare)
Best Friends vor 7 Monaten
Hallo!)Dankeschön für Tipps.Wir fliegen Ende April und ich freue mich sehr!