Wie man als Student ein Ticket für Oper oder Theater ergattern kann
Theaterfans hergehört! Ich habe gute Nachrichten für euch: wenn ihr in Mailand seid und gerne einen Abend im Theater oder in der Oper verbringen wollt, dann braucht ihr euch keine Sorgen machen, dass dafür eure ganze Geldbörse geplündert wird. Denn in den meisten Mailänder Theatern (Teatro alla Scala inklusive) gibt es immer wieder Möglichkeiten, an günstige Tickets zu kommen. Vor allem für Studenten gibt es einige sehr interessante Reduktionen! Sehen wir uns also ein paar der wichtigsten Mailänder Theater etwas genauer an.
Innenansicht des Teatro alla Scala
Teatro alla Scala
Das wohl bekannteste Theater der Stadt und eines der angesehensten Opernhäuser der ganzen Welt. Doch La Scala ist nicht nur für seine atemberaubenden und erstklassigen Inszenierungen bekannt, sondern auch für die schwindelerregenden Ticketpreise. Nun wollt ihr aber eure Liebste auf einen romantischen Abend in die Oper einladen oder seid leidenschaftliche "Melomani" und wollt euch beim Besuch der Stadt dieses Highlight nicht entgehen lassen. Die normalen Tickets kosten meistens so um die 300 Euro. Was macht man denn da?
Eine Möglichkeit wäre, auf die erste Vorstellung im Dezember zu warten, denn dieses "Anteprima" ist für Studenten reserviert und die Tickets kosten ungefähr 10 Euro. Das Problem ist aber, dass die Anfrage für dieses Event so groß ist, dass es fast unmöglich ist, irgendwie an eine Karte zu kommen. Fünf Minuten nachdem der Online-Vorverkauf anfängt, sind bereits alle Tickets ausverkauft.
Seit Kurzem gibt es außerdem eine Promotion, bei der man für insgesamt 20 Vorstellungen Karten zum halben Preis erhalten kann. Man kann dann unter anderem um 115 Euro in der ersten Reihe am Parkett sitzen oder um 46 Euro in der ersten Reihe der ersten Galerie. Doch auch hier müsst ihr wirklich sehr schnell sein, denn die Tickets gehen weg, wie warme Semmeln! Hier habt ihr den Link zu den vergünstigten Vorstellungen für die Saison 2015/16: La Scala Aperta.
Preise für Vorstellungen der Promotion "La Scala Aperta"
Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit, die ich selbst meistens genutzt habe, um an Tickets zu kommen. Am Tag jeder Aufführung (egal, ob es sonstige Angebote gibt oder nicht) kann man sich um 13.00 Uhr in eine Liste eintragen, um dann um 17.00 die Tickets effektiv kaufen zu können. Das Ganze passiert in der Biglietteria serale, auf der linken Seite des Hauptgebäudes.
Der Prozess ist etwas aufwendig, aber man bekommt Tickets für die zweite Galerie (wenn man Glück hat und ganz wenige Tickets verkauft wurden, sogar für die erste) um 11 Euro. Um euch in die Liste eintragen zu können, braucht ihr einen gültigen Personalausweis oder Reisepass, auf dem man euren Namen lesen kann und der ein Bild von euch zeigt. Die Tickets sind nämlich nominativ, das heißt, ihr könnt nicht irgendwen anderen für euch schicken, um sie zu besorgen. Wer eine Eintrittskarte haben möchte, muss auch die ganze Prozedur selbst durchmachen.
Ich empfehle euch außerdem, nicht erst um kurz vor 13.00 Uhr aufzutauchen, sondern mindestens eine Stunde früher anzustehen (bei sehr beliebten Opern auch zwei Stunden), denn es wird nur eine bestimmte Anzahl an Karten verkauft. Um 13.00 Uhr wird dann euer Name in eine Liste eingetragen und ihr bekommt eine Nummer, damit ihr wisst, der wie vielte ihr in der Liste seid.
So sieht das aus, wenn beispielsweise eine Oper von Verdi aufgeführt wird.
Um 17.00 Uhr müsst ihr dann wieder dort sein. Kommt auf keinen Fall zu spät, denn sonst werdet ihr einfach übersprungen. Wenn eure Nummer aufgerufen wird, tretet ihr vor, zeigt euren Ausweis her, bekommt ein Kärtchen mit eurer Nummer und stellt euch in die nächste Warteschlange (keine Angst, das ist die letzte). Um 18.00 Uhr sperrt die Abendkasse selbst auf, dann könnt ihr dort euer Kärtchen gegen die effektive Eintrittskarte eintauschen (in diesem Moment müsst ihr dann auch zahlen). Die meisten Opern fangen zwischen 19.00 und 20.00 Uhr an (Ersteres trifft zu, wenn die Opern sehr lang dauern, wie zum Beispiel Wagner).
Ich weiß, auf diesem Wege müsst ihr euch den ganzen Tag irgendwie freihalten, doch es zahlt sich wirklich aus, denn wenn ihr nicht erst um 13.00 aufkreuzt, bekommt ihr mit ziemlicher Sicherheit ein Ticket. Und wenn ihr dann das Theater betretet, sind die Mühen des Wartens sofort wie vom Winde verweht und ihr denkt nur mehr an das wunderschöne Spektakel, das ihr in Kürze erleben werdet.
Die skandalöse Inszenierung der "Aida" von Franco Zeffirelli im Jahr 2012
Piccolo Teatro
Das Theater wurde von Giorgio Strehler und Paolo Grassi 1947 eröffnet. Es handelte sich um das erste stehende, staatlich subventionierte Theater mit festem Ensemble, ein sogenanntes "Teatro stabile". Nach fast 70 Jahren ist es immer noch eines der besten Theater in ganz Italien und ich persönlich habe dort die schönsten Inszenierungen meines Lebens gesehen. Heute gibt es zwei Haupsitze des Theaters, das Teatro Strehler (bei der Station Lanza der grünen Metro) und das Teatro Grassi in Via Rovello, circa fünf Minuten vom Duomo entfernt.
Das Piccolo Teatro vertritt eine sehr sozialistische Philosophie, das heißt, obwohl die Qualität der Aufführungen wirklich exzellent ist und auch oft weltweit berühmte Künstler mitwirken, sind die Preise nicht nur akzeptabel, sondern fast schon ein Geschenk, für das, was man im Gegenzug angeboten bekommt.
Es gibt beispielsweise ein Abonement für Studenten, welches 66 Euro kostet und in dem 4 Vorstellungen inkludiert sind. Das wären dann 16,5 Euro pro Aufführung. Man kann sich außerdem eine "Piccolo Card" zulegen, mit der man bei jedem Kauf eines Tickets Punkte sammelt. Hat man 15 Punkte, bekommt man eine Eintrittskarte um 5 Euro.
Aber keine Sorge, wenn ihr nur einmal in Mailand unterwegs seid, braucht ihr euch nicht extra ein Abo zuzulegen. Auch normale Tickets kosten nicht allzu viel. Als Student bezahlt man zwischen 17 und 23 Euro für eine Vorstellung (nur die speziellen Jazz-Abende kosten weniger, da zahlt man als Student nur 11 Euro).
Ticketpreise im Piccolo Teatro
Ein günstiges Ticket für das Piccolo zu bekommen, ist also zum Glück nicht so schwierig, aber plant lieber etwas vorraus und kauft die Tickets schon im Vorhinein, denn das Piccolo ist Mailands beliebtestes Prosa-Theater, deshalb kann es leicht passieren, dass die Karten schnell ausverkauft sind.
Das Programm in Piccolo Strehler & Grassi ist wirklich vielfältig. Jedes Jahr findet man einige der wichtigsten italienischen und anderssprachigen Klassiker gemischt mit neuen Theaterstücken, die von jungen und innovativen Leuten geschrieben, inszeniert und interpretiert werden. Ein Besuch im Piccolo ist immer erfrischend, egal um welches Genre es sich handelt. Das kann man auch am Publikum wiedererkennen: von Kindern und Jugendlichen bis zu Pensionisten trifft man dort auf alle Altersklassen. Ein wahres Spektakel!
Inszenierung von "Odyssey" von Robert Wilson im Piccolo
Ihr könnt noch viele weitere Theater in Mailand finden, die ebenfalls interessante und witzige Inszenierungen präsentieren. Da sie nicht ganz so groß sind wie die Scala oder das Piccolo, ist es überhaupt kein Problem, günstige Tickets zu bekommen. Werft einfach einen Blick auf die Homepages und informiert euch über die Vorstellungen, die in den nächsten Monaten angeboten werden.
Das neue Theaterstück "NERDs - Sintomi" im Teatro dei Filodrammatici
Einen Besuch wert sind:
- Teatro degli Arcimboldi: Mailands zweites Operntheater im modernen Stil, Tickets für Opern oder Ballett gibt es zwischen 13 und maximal 40 Euro.
- Teatro dei Filodrammatici: sehr kleines aber antikes Theater, das im Lauf der Jahrhunderte eine Vielzahl an Schauspielgrößen wie Eleonora Duse oder Sarah Bernhardt auf der Bühne sah. Heute eher alternative Vorstellungen, Tickets gibt es für Studenten um 13 Euro.
- Teatro Carcano: ein Theater, das verschiedenste Arten der darstellenden Künste begrüßt: Prosa, Tanz, Musik und vieles mehr. Studententickets kosten zwischen 13 und 15 Euro.
- Teatro Elfo Puccini: ursprünglich war es eine Gruppe von Schauspielern, die reiste und ihre Theaterstücke in ganz Italien aufführte. Seit 1992 haben sie aber einen stabilen Sitz in Mailand, in dem alle Leute unter 25 Jahren um 16 Euro an einer Aufführung teilnehmen können.
- Auditorium: ein Konzertsaal für alle Liebhaber klassischer Musik. Symphoniekonzerte gibt es für alle unter 25 ab 12,5 Euro.
- Teatro Nazionale: ein sehr populäres Theater, weil es für die Musicals in Mailand zuständig ist, doch wie in den meisten Fällen, sind Tickets für Musicals nie gerade günstig. Die billigsten Tickets gibt es um 40 Euro, doch die Sicht ist sehr eingeschränkt. Wenn man in den ersten Reihen sitzen will, muss man das Doppelte bezahlen.
“Il sindaco del rione sanità” von Edoardo De Filippo im Teatro Elfo Puccini
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