Erasmus in Las Palmas de Gran Canaria- mehr als nur ein Urlaubsort
Jeder, der erfahren hat, dass ich ab September für ein Semester lang auf Gran Canaria meinen Erasmus- Aufenthalt absolvieren werde, hat auf die gleiche Weise reagiert. Mit einem Lachen im Gesicht hat mir keiner glauben können, dass man da wirklich studieren und nicht nur Urlaub machen kann. Ich konnte die Reaktionen schon auch ein wenig verstehen, denn Gran Canaria ist nun mal bekannt als Urlaubsziel. Jeder weiß, dass dort das ganze Jahr über angenehme Temperaturen herrschen und viele dorthin vor dem kalten Winter fliehen. Ich habe meinem Auslandssemester also schon motiviert entgegengeblickt. Eine kleine Sorge blieb mir allerdings noch, und zwar die Angst, dort nur auf das typische Erasmuslebenmit Party jeden Tag zu stoßen. Meine Motivation, nach Gran Canaria zu wollen, war die große Vielfalt an Möglichkeiten sich im Freien zu bewegen, draußen in der Wärme Leute zu treffen und die Nähe zum Meer und gleichzeitig den Bergen. Natürlich scheue ich auch keine Partys, aber die gibt es nun mal auch in Deutschland.; )
Playa Las Canteras in Las Palmas de Gran Canaria
Vor meiner Ankunft
Da ich nur kurz vor dem Semesterbeginn in Las Palmas angekommen bin, wusste ich nicht so richtig, ob ich mir nicht lieber noch aus Deutschland eine WG suchen sollte. Eigentlich wollte ich es lieber von vor Ort versuchen, weil das bekanntlich einfacher ist, aber da die Zeit knapp war, entschied ich mich dann doch für den sichereren Weg und fand eine sehr schöne WG im Internet.
Wenn du das Meer liebst, vielleicht auch gerne surfst, abends gerne am Strand bist oder in eine Bar in Strandnähe gehen möchtest, empfehle ich zum Wohnen wärmstens das Viertel Guanarteme. Hier habe ich ein wundervolles Semester verbracht und ich hätte in keiner Ecke der Stadt lieber gewohnt. Es gibt eine Vielzahl an Einkaufsmöglichkeiten und das größte Plus dieses Viertels ist die lockere Atmosphäre, da jeder auf dem Weg zum Strand oder wieder zurück ist. Ich selbst habe nur wenige Schritte entfernt vom Meer gewohnt und hätte mir nichts Schöneres vorstellen können. Für Surfer ist es hier ideal zu wohnen, da man sein Brett so nur wenige Meter tragen muss.; )
Einige haben bevorzugt, näher an der Uni zu wohnen, aber auch Guanarteme ist mit Bus gut angebunden und ich denke, dass man den Tag nach der Uni hier bestens verbringen kann. Und wenn man rechtzeitig Schluss hat, kommt man noch pünktlich zum Sonnenuntergang am Strand an und kann den Abend starten lassen.
Weil es sich jetzt an dieser Stelle anbietet, einmal kurz zu den Transportmitteln
- Citycleta- Stadtleihräder, man kann ein monatliches oder jährliches Abo abschließen und innerhalb von Las Palmas gut damit herumfahren. Allerdings kann man sie nachts nicht nutzen
- Bus- gute Verbindungen, mit der aufladbaren Buskarte günstig
- Mietwagen- um die Insel zu erkunden, lohnt es sich ein Auto zu mieten, was nicht teuer und sehr unkompliziert ist
Studieren in Las Palmas de Gran Canaria
Da ich auf dieser schönen Insel durch mein Studium gelandet bin, wollte ich diesen Punkt nicht rauslassen und ein bisschen vom Organisatorischen und dem Ablauf an der Uni berichten. In der Welcome week findet erst mal ein fakultätsübergreifendes Treffen statt, das in einen Ausflug in eines der grankanarischen Dörfer eingebunden ist. Dort wird grob der weitere Verlauf erklärt und allen neuen Erasmusstudenten sehr herzlich willkommen geheißen. In den folgenden Tagen finden dann die Vorstellungen der jeweiligen Fakultäten statt, bei denen man seine Koordinatoren persönlich kennenlernt, man das International Office besucht, seine Kurse wählt und somit seinen Stundenplan zusammenstellt. Mit der Immatrikulation im International Office ist man nun offiziell an der Universidad de Las Palmas de Gran Canaria eingeschrieben und hat einen Online- Zugang (MiULPGC) zu den Kursen, wo viele Professoren Ankündigungen und Materialien hochladen. Während des Semesters und auch nach den Abschlussprüfungen kann man mit Fragen entweder zu seiner Koordinatorin/ seinem Koordinator oder zum International Office. Mir wurde immer freundlich geholfen, auch weil ich am Anfang Probleme mit dem Online- Zugang hatte.
Wanderung zur Playa Güi güi
Stadtleben
Im Grunde kann man jeden Tag etwas anderes an Programm finden. Montags findet die Sportsnight am Strand mit Beachvolleyball, Fußball, Spikeball und Beachball statt, dienstags kann man im Malecon Salsa lernen und mittwochs kann man im Urban feiern gehen. Jeden Donnerstag ist in Vegueta, der Altstadt, die Tapasnight bei der man bei Bier, Mojito oder Wein und leckeren Tapas auf der Straße viele andere Studenten kennenlernen kann, am Wochenende gibt es verschiedene Partys und sonntags kann man das ganze Jahr über bei der Puntilla der isleta zum Sonnenuntergang mit Live- Musik die Woche ausklingen lassen. Auch wenn man nicht jede Woche das volle Programm mitnimmt, wird einem nie langweilig.
Ich muss sagen, dass ich auf jeden Fall meine meiste Zeit am Strand verbracht habe, weil dort auch einfach und unkompliziert viele Freunde zusammenkommen. Sei es Surfen, Picknicken, Volleyballspielen, Kartenspielen, Eisessen, Armbänderknüpfen oder einfach die Sonne genießen... der Cicer (Surfstrand) war mein Zuhause in Las Palmas. Ich muss schon zugeben, dass die Architektur der Stadt, außer in Vegueta, nicht sonderlich beeindruckend oder schön ist, doch diesen kleinen Abstrich kann man bei dem Rest schon machen.
Abends, wenn die Sonne untergegangen ist, bin ich oft mit meiner kleinen Skatercrew (alles Anfänger; )) hinter das Auditorium auf einen Skateplatz gefahren, um dort den Abend ausklingen zu lassen. Da kann man außer skaten auch gut an Sportgeräten direkt am Meer für sich selbst trainieren. Generell findet jeder Sportliebhaber sehr einfach Gelegenheiten, um sich auszutoben, was für mich auch ein absoluter Pluspunkt der Stadt ist.
Um abends einfach entspannt etwas trinken zu gehen, war ich gerne im Mumbai am Cicer oder im The Block. Am Hafen befindet sich das Kopa, was eine Mischung aus Bar und Disko ist, allerdings finde ich das besonders Schöne daran, dass es zwar teils überdacht, aber vor allem an der frischen Luft ist. Sonntags kann man dort Salsa lernen, und wenn man mal nicht ganz hinterherkommt, einfach den unfassbar guten Leuten beim Tanzen zugucken, die wohl schon ein bisschen länger Salsa tanzen als ich. Donnerstags ist es ein guter Ort um nach der Tapasnight for free noch ein bisschen tanzen zu gehen.
Was gibt es auf der Insel zu unternehmen?
Nicht umsonst fahren alle Touristen direkt nach der Ankunft auf Gran Canaria in den Süden der Insel, denn etwa ab der Mitte überschreitet man die Wolkenfront und trifft im Süden mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Sonne. Während sich in Las Palmas manchmal die Wolken vor die Sonne schieben, kann man sich in Maspalomas, Puerto de Mogan oder Puerto Rico bedenkenlos in die Sonne legen. Das habe ich dann auch tatsächlich manchmal gemacht, wenn es grau war in Las Palmas, was generell aber eher selten vorkommt. Der für mich eindeutige Nachteil des Südens sind die vielen Touris, die es im Norden nicht gibt. Puerto de Mogan ist ein niedliches Fischerörtchen, durch das man gemütlich mit einem Eis in der Hand schlendern kann.
Sanddünen in Maspalomas
Wenn ich mal keine Lust auf Strand und Meer hatte, bin ich zum Wandern in die Berge gefahren, die nicht weniger schön sind. Mit mehreren Leuten waren wir mehrmals für ein paar Tage in einem wunderschönen Hostel, das wirklich ein magischer Ort ist. Das ist ein kleiner Geheimtipp, von dem aus man perfekt Tagesausflüge zum Roque nublo oder dem Pico de las nieves machen kann. Das Hostel heißt Finca la isa. Zu den beiden Bergspitzen lohnt es sich zum Sonnenuntergang hochzuwandern, um dann bei guter Sicht den in rotes Licht getauchten Teide zu sehen. Auch tagsüber kann man in den Bergen verschiedene schöne Routen laufen oder sich im Stausee (Presa de las niñas) abkühlen.
Hostel Finca la isa
Roque Nublo
Viele Studenten zieht es wegen des Surfens auf die Insel. So habe auch ich mich immer wieder darüber gefreut, mir bei guten Wellen mein Board zu schnappen und an den Strand zu laufen. Zwar surfen die meisten direkt am Cicer, dem Teil des Stadtstrandes, an dem es erlaubt ist, aber über die Insel verteilt gibt es noch viele andere Surfspots. Wenn man sich nicht das erste Mal in die Welle stürzt und schon etwas fortgeschrittener ist, findet man im Norden der Insel verschiedene Breaks, die nicht so voll sind wie der Cicer. Wenn es im Norden allerdings zu wild und windig ist, kann es auch vorkommen, dass man ganz im Süden auf schöne Wellen trifft.
Die anderen kanarischen Inseln
In den fünf Monaten, in denen ich auf Gran Canaria war, habe ich bis auf Lanzarote und La Graciosa jede der kanarischen Inseln bereist. Dadurch, dass ich die Reisebonifikation (siehe Hilfreiche Tipps zum Schluss) hatte, konnte ich ziemlich günstig auf die anderen Inseln kommen und ich muss sagen, dass jede Insel wunderschön war. Man kann nicht sagen, dass die kanarischen Inseln alle gleich sind, jede bringt etwas Eigenes mit. Auf Teneriffa bin ich auf die Spitze des höchsten Berges Spaniens gewandert, den Vulkan Teide, und bin von Klippen in das türkis kristallklare Meer gesprungen, auf Fuerteventura mit dem Wohnmobil die langen weißen Sandstrände abgefahren, auf La Gomera habe ich eine wirklich schöne Wasserfallwanderung (bei El Guru) gemacht, auf La Palma durch regenwaldartige Wälder spaziert und an verlassenen Stränden ins Meer gerannt und auf El Hierro beim Schnorcheln auf ungewöhnliche mir bisher unbekannte Wasserwesen gestoßen. Jede Insel war es Wert, sie gesehen zu haben und ich würde jedem raten, nicht nur einen Tag dort zu verbringen, weil es einfach zu viel zu unternehmen gibt.
Wasserfallwanderung auf La Gomera
Sonnenaufgang auf dem Pico del Teide (auf 3718 m)
Hilfreiche Tipps zum Schluss
- Kümmert euch so früh wie möglich um die Beantragung eurer Residenz und Reisebonifikation, denn die verschiedenen bürokratischen Schritte brauchen ihre Zeit und ihr wollt ja so früh wie möglich günstig reisen können. Man zahlt mit der Reisebonifikation 75% weniger auf Inlandsflüge und Fähren zwischen den Inseln
- Auf Fuerteventura und Teneriffa könnt ihr euch ein Wohnmobil mieten und diesen mit der Fähre auf die anderen Inseln nehmen. Lohnt sich, finde ich, sehr! Man kann sich frei bewegen und sich überall zum Schlafen hinstellen (http://www.autocaravanasfuerteventura.es & http://www.autocaravanastenerife.es)
- Falls ihr ein Studio sucht, um Sport zu treiben, macht am Anfang des Semesters erst mal verschiedene Probestunden und entscheidet euch dann für eins. Die meisten Fitnessstudios, oder auch Yoga-, Tanz-, oder Tennisvereine bieten kostenlose Probestunden an
- Man kann sehr spontan Mietwagen mieten, ich habe es oft bei cicar (https://www.cicar.com) gemacht, was inkl. der Versicherung und zwei Fahrern ca. 30€ pro Tag kostet. Man kann das Auto unkompliziert auch nach den Öffnungszeiten im Parkhaus abstellen. Für einen längeren Zeitraum kann man am Besten am Flughafen ein Auto mieten
Cofete auf Fuerteventura
Blick auf den Teide während der Vulkanwanderung auf La Palma
Lange Sandstrände auf Furteventura
Das wichtigste ist allerdings, dass ihr tolle Menschen trefft, mit denen ihr diese wunderschöne Zeit erleben könnt! Ich kannte in Las Palmas niemanden und habe schon in der ersten Woche, am Strand natürlich, die Freunde getroffen, die mir im Laufe des Semesters sehr stark ans Herz gewachsen sind, sodass mir der Abschied sehr schwer gefallen ist! Ich würde jedem Studenten empfehlen, in Las Palmas de Gran Canaria sein Auslandssemester zu machen.
El Hierro
Fotogalerie
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