Erasmus experience in Kavala, Greece

Warum hast du entschieden, nach Kavala, Griechenland zu gehen?

Ich wollte raus in die Welt, aber 1996 nicht dahin, wo es alle hinzieht, also weder nach England noch in die USA. Ich fand es spannender, ein Land in der Entwicklung wie Griechenland im Rahmen des Studiums zu entdecken und nebenbei kulturell zu erforschen. Denn England und/oder USA, das kann jeder. Viel interessanter ist es, neue Länder zu entdecken. Ich zehre von den Erfahrungen und Erinnerungen noch heute ...

Wie lange ist das Stipendium gültig? Wie viel Geld bekommst du als Unterstützung?

Der Aufenthalt dauerte von Anfang Februar bis Juli 1996, also fast ein halbes Jahr. Geld bekamen wir von der EU im Rahmen eines ERASMUS-Stipendiums. Das waren damals wenige hundert Mark pro Monat. Es reichte aber, um das Zimmer zu bezahlen. Wieviel es heute gibt, kann ich nicht sagen.

Wie ist das Studentenleben in Kavala?

Die Region mit ihren Menschen in und um Kavala ist offen, (gast-)freundlich, Fremden gegenüber aufgeschlossen, absolut friedlich und sympathisch.

Würdest du die Stadt und die Universität von Kavala anderen Studenten weiterempfehlen?

Unbedingt! Es lohnt sich: Der Kontakt zu den ortsansässigen Griechen kommt schnell zustande, ebenso zu anderen ERASMUS-Studenten. Die Stadt bietet viele Möglichkeiten, z. B. kulturell, sportlich und gastronomisch. Zwar ist die TEI ein eher architektonisch zweckmäßiger Bau (= nüchterne Betonbauweise) im Stil südeuropäischer Länder, aber die TEI liegt oberhalb der Stadt mit einem fantastischen Blick über die gesamte Bucht. Die Professoren sind sehr bemüht, das Leben auf dem Campus ist abwechslungsreich. Fachlich muss jeder für sich im Vorfeld entscheiden, ob das Lehrangebot auf dem Campus ausreicht. Dazu gibt es ja Kontaktpersonen, die beratend zur Seite stehen, z.B. im akademischen Auslandsamt der deutschen Uni.

Wie ist die nationale Küche?

Hervorragend! Ich glaube, zur griechischen Küche muss man nicht viel sagen. Es ist so vielfältig und lecker. Es gibt soviel auszuprobieren. Geschmcklich meist um einiges besser als in Deutschland. Ach ja: In Griechenland gibt es keine Grillteller a lá Athos, Zeus o.ä. In Griechenland wird alles einzeln bestellt, also Fleisch, Beilagen, Salat, usw.

Wir haben so gut wie jeden Abend gemeinsam mit allen ERASMUS-Studenten in einer Taverne verbracht oder auf dem Campus bzw. am Strand gegrillt. Alles, was dafür benötigt wird, gibt es in den Supermärkten. Übrigens führten die Supermärkte bereits 1996 deutsche Waren, bspw. Schwarzbrot aus Westfalen :-)

Apropos Essen: Zu einem guten Essen gehören auch gute Getränke. Ich empfehle Retsina vom Fass. Hat jede gute Taverne. Sicher für den einen oder anderen gewöhnungsbedürftig, aber fantastisch im Geschmack! Unterhalb der TEI gab es 1996 eine Taverne namens "No. 5". Sehr gute Küche, sehr gute Preise und nur knapp 10 Minuten von der TEI entfernt.

Wie hast du deine Unterkunft gefunden?

Die Wohnung, genauer ein Doppelzimmer im Studentenwohnheim auf dem Campus der TEI, wurde mir (uns) in Kavala direkt von der Administration vermittelt und zugewiesen.

Wie sind die Preise der Unterkünfte? Und die Preise generell?

Die Miete war zu unserer Zeit (1996) vergleichsweise moderat, sie ließ sich gut dem von der EU jeden Monat überwiesenen Stipendium bezahlen. Die allgemeinen Lebenskosten waren mit den deutschen Preisen zu vergleichen, tendenziell eher günstiger, keinesfalls teurer.

Ist die Sprache einfach zu verstehen? Bietet die Universität Sprachkurse an?

Uns wurde ein Sprachkurs von der TEI angeboten und von der EU bezahlt. Ein griechischer Lehrer unterrichtete uns jeden Freitag morgen zwei Stunden in englischer Sprache. Leider war das Lehrbuch in griechisch gehalten, so dass es sich nicht ganz einfach gestaltete, die Sprache wirklich auf diesem Wege zu erlernen. Hinzu kam, dass uns viele Griechen in Kavala bei unseren sprachlichen Versuchen ertappten und uns in den Läden oft auf Deutsch ansprachen: "Jungs, Ihr könnt ruhig deutsch sprechen, ich war 20 Jahre in Stuttgart!"

Wie kann ich am günstigsten von Kavala in deine Stadt kommen?

Das muss jeder für sich raufinden. Damals waren die Flüge noch sehr teuer und Kavala hatte keine regelmäßige Flugverbindung nach Deutschland. Nur ab und an ging ein Linienflug, aber auch nicht in alle deutschen Orte. Besser ist der Anflug auf Saloniki, der inzwischen auch deutlich preiswerter ist, z. B. mit easyjet von Dortmund aus. Von Saloniki starten Busse und die Bahn nach Kavala. Wir sind seinerzeit mit dem Auto gefahren - über Bari in Italien, Igoumenitsa, Meteora, Saloniki nach Kavala. Dauert etwa zwei Tage, dürfte aber bei den heutigen Spritpreisen die wahrscheinlich teuerste Variante sein.

Wo kann man deiner Meinung nach am besten feiern gehen in Kavala?

Es lohnt sich, die Innenstadt zu besuchen, dort gibt es einige Bars und Clubs. In den Ortsteilen selbst ging es eher ruhig zu. Wer aber richtig ordentlich um die Häuser ziehen will und von einem Club zum nächsten möchte, sollte des Öfteren am Wochenende nach Thessaloniki fahren. Saloniki hat ein fantastisches Nightlife!

Und zum Essen? Kannst du ein paar gute Restaurants in Kavala empfehlen?

Siehe oben: Taverne No. 5 ist nicht weit von der TEI entfernt, in der Stadt gab es einige gute Tavernen. Ob es die allerdings noch gibt, weiß ich nicht. Am besten: Ausprobieren! Die Preise sind mit Sicherheit immer noch moderat.

Gibt es interessante kulturelle Sehenswürdigkeiten?

Alles drumherum: Thassos als vorgelagerte Insel ist einen Besuch wert. Ebenso Limnos oder Samothraki, letztere eine fast einsame Insel mit nur einem Hauptort. Inzwischen ist Samothraki touristisch besser erschlossen. Ansonsten empfehlen sich Ausflüge nach Drama oder Alexandroupoulis. Wer über Ostern oder Weihnachten in Kavala ist, sollte an den kulturellen Events oder griechisch-orthodoxen Prozessionen in der Stadt teilnehmen. Auch ein Besuch in Istanbul lohnt. Die Fahrt dorthin mit dem "Orient-Express" ist ein Erlebnis, es geht steil entlang am Nestos, einem Fluss, mit Blick auf beeindruckende Landschaften!

Möchtest du anderen Studenten, die in Zukunft nach Kavala kommen werden noch irgendwelche anderen Hinweise geben?

Geniesst Griechenland! Die Versorgung ist erstklassig, es mangelt wirklich an (fast) nichts. Ihr werdet Spaß haben und viel lernen, fachlich wie kulturell, garantiert! Geht offen auf die Griechen zu, sie werden euch aufnehmen und anerkennen. Ich wollte um keinen Preis diese Erfahrungen missen und bin noch heute glücklich darüber, den Schritt eines Praxissemesters in Kavala getan zu haben! Es bestehen Freundschaften bis heute!