Ratgeber zum Erasmus an der UCD in Dublin

Schafe, Guinness, grüne Berge, steile Küsten, rauer Wind, heimelige Pubs, Musik überall und urige Menschen. Das habe ich mir vorgestellt als ich mich für Dublin zu meinem zweiten Austausch entschieden habe. Und genau das habe ich auch bekommen.

Vorbereitung.

Ich studiere derzeit im Master interaktive Medien. Meine Uni hat eine direkte Partnerhochschule mit dem University College Dublin und die Formalitäten sind kaum der Rede wert. Das international Office ist sehr hilfsbereit und antwortet gewöhnlich innerhalb von einem Tag auf Probleme. Als EU Bürger müsst ihr euch auch nicht in Irland anmelden oder einVisumbeantragen, solange ihr nicht länger als ein Jahr bleibt. (Leider dürft ihr auch nicht arbeiten, wenn ihr kürzer bleibt.)

Irland gehört zu Europa daher habe ich mich auf meine normale Versichertenkarte verlassen, allerdings habe ich zur Sicherheit eine sehr preiswerteAuslandskrankenversicherungabgeschlossen. Mit eurer Versichertenkarte werdet ihr im Krankenhaus und bei den öffentlichen Ärztehäusern kostenlos behandelt. Es kann aber unter anderem schwierig sein da zeitnah einen Termin zu finden. Von daher lohnt sich die extra Versicherung. Eine gute Alternative zu privaten Praxen ist übrigens der Arzt auf dem Unigelände der UCD, die Arztgebühren sind mit 25€ (Stand 2018) sehr preiswert und Tests und Nachkontrollen sind kostenlos oder erheblich preiswerter als andere private Ärzte.

Was das Geld angeht wird in Dublin vorwiegend mit Visakarte gezahlt. Bares wird allerdings noch überall akzeptiert. Ihr braucht kein irisches Konto aufmachen, sondern könnt mit eurer deutschen Kreditkarte und meist auch mit der EC-Karte (mit V-Pay) bezahlen. Lediglich abheben solltet ihr mit der Kreditkarte allein. Consors und DKB haben kostenlose Kreditkartenkonten zu super Konditionen!

Wohnen.

Es ist der absolute Horror! Das ist keine Untertreibung. Es ist unmöglich bezahlbare Zimmer in Dublin zu finden und es wird nicht besser werden. Es gibt Iren die jeden Tag drei Stunden mit dem Bus anfahren für zwei Kurse. Für eine so kleine Stadt sind die Mietpreise horrend. Also fangen wir mit den Optionen an die ihr habt:1. Eine Hostfamilie/Homestay. Im zentrum oder nahe der Uni seid ihr da preislich bei 600 - 900€ pM. Ein Zimmer in einer Hostfamilie könnt ihr mit Glück recht preiswert bekommen. Allerdings sind Übernachtungsgäste fast immer verboten und ihr habt nicht immer das Recht alle Räume zu benutzen. Ich habe viele Geschichten von Freunden gehört die nach einem Monat aus der Wohnung geekelt wurden, weil der Familie irgendetwas nicht gepasst hat. Ich selbst habe mit einer älteren Dame zusammen gewohnt und es war nicht immer einfach. Dafür mit 600€ sehr preiswert und das Zimmer war top.2. Studentenwohnheim.Die Preise variieren zwischen 770 -1.200€ pM für ein Zimmer. Wohnheime sind in Irland alle privat, daher die Wucherpreise. Es gibt welche auf dem Campus und in der Stadt. Der Vorteil: Ihr lernt Iren kennen, könnt Freunde einladen und Studentenparties. Aber das kommt zu einem Preis. Und viele Wohnheime sind frühzeitig ausgebucht.3. Zimmer teilen/SchlafsäleEs gibt mehrere hostelartige Unterkünfte für Studenten, die aus Doppelzimmern oder Schlafsälen bestehen. Ihr bezahlt zwischen 400 - 700€ dafür bekommt aber oft zum Beispiel das Frühstück immer kostenlos und lernt einfach Mitstudenten kennen.4. Eigene Wohnung?Vergesst es!5.AirBnB/SpotAHome.Auch eher teuer, aber dafür müsst ihr nicht eher anreisen um Wohnungen zu besichtigen und wisst, dass ihr auf keinen Betrüger reinfallt.6. WG Suchemit Zimmern zwischen 400 - 800€.  Absolut nicht einfach. Aber in Dublin geht es sehr schnell. Oft wird ein Zimmer frei und in der gleichen Woche geht die Anzeige online und der nächste zieht ein. Wer zuerst kommt, malt zuerst.

Finanzen.

Dublin ist teuer, aber absolut machbar, wenn man bei der Wohnungssuche Glück hatte. Ich kann hier nur immer wieder erwähnen: Bewerbt euch für Auslandsbafög. Der Satz ist höher als bei dem deutschen Bafög und mit dem Erasmus und dem Kindergeld könntet ihr komplett unverschuldet wieder nach Hause kommen! Generell ist das Leben etwas teurer als in Deutschland, aber nicht übertrieben. Hier ist eine kleine Monatsrechung von mir, Ausflüge und Kurztrips nicht mit eingerechnet:

• Zimmer: 600,-

• Verkehr: 80,-

• Essen: 250,-

• Feiern/Ausgehen: 100,-

• Freizeit: 50,-

Wer beim Essen sparen will der sollte versuchen im Lidl einkaufen zu gehen oder in den Asiashops rund um the Spire. Alkohol ist etwas teurer, vor allem in Pubs. Leider ist unter den Iren vorglühen nicht so verbreitet weshalb sich gern in Pubs außerhalb des Zentrums getroffen wird. Ein Bier im Pub kann zwischen 4-8€ kosten, ein Cocktail 8-12€. (Alkohol ist in der Öffentlichkeit übrigens verboten!). Am Teuersten sind Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel. Das liegt darin, dass diese privat betrieben werden und es 4 verschiedene Firmen gibt: Die Busse, die Luas (Straßenbahnen), die Dart (S-Bahn) und die Flughafenbusse (Aircoach). Es gibt keine Monatskarte für alle. Stattdessen hat man eine Chipkarte und bezahlt für jede Fahrt einen bestimmten Preis. Als Student schon vergünstigt, aber es ist trotzdem unglaublich teuer!

UCD.

Der Hauptcampus der UCD in Belfeld ist gigantisch und hat eine ganze Menge zu bieten: Kino, Radiostation, Theater, 2 Gyms, Pool, Sportanlagen, eine große und mehrere kleine Bibliotheken, 2 Seen, tolle studentische Aufenthaltsräume, ein Healthcenter, Chill-out Lounges, Cafés, Shops, eine Mensa und viele Delis. Das Essen vor Ort ist recht teuer und nicht besonders gut, also bringt euch lieber selber was mit oder geht zu Subway auf dem Campus. Jeden Donnerstag gibt es außerdem Foodtrucks auf dem Gelände. Die Gym Mitgliedschaft ist kostenlos und es gibt eine Menge tolle Kurse, wenn ihr in den Pool (und die Saunas) wollt müsst ihr allerdings was bezahlen. Ich kann nur allen ans Herz legen sich in der Freshers Week in ganz viele Sportclubs und Societies einzuschreiben. Die Sportclubs haben mehrmals im Semester tolle Ausflüge und die lohnen sich allemal. Außerdem kann man segeln, fechten, klettern, tauchen für gerade einmal 20-30€ im Semester lernen. Macht das! Societies kosten 2€ pro Semester und bieten euch eine Menge tolle Veranstaltungen an. Ihr könnt ganz normal beim Uniradio, TV oder Theater mitmachen, aber auch der Film, Food, LGTBQ, Dance, Erasmus, Law, Debating, Medicine, Nursing … society beitreten und viele Gleichgesinnte treffen.

Ansonsten ist der Unterricht für mich anders als an meinen deutschen Unis. Die BA Kurse haben je 5CP, die MA Kurse 5-10CP. Es gibt viele Essays zu schreiben und dann zwei Prüfungswochen am Ende des Semesters. Die Semester sind im Übrigen auch viel zu kurz! Gerade einmal 4 Monate. Die Unterrichtsräume und Dozenten variieren von Fakultät zu Fakultät. Da solltet ihr euch direkt bei denen Informieren.

Dublin.

Ich habe Dublin im Wintersemester von September bis Dezember erlebt. Und es ist eine zauberhafte Stadt mit unglaublich herzlichen Menschen! Klar, was die Öffis angeht oder Ampeln (die machen keinen Sinn!) sind sie noch etwas hinterher, aber das liegt auch viel an der Privatisierung. Den britischen Einfluss kann man übrigens überall wahrnehmen. Dublin hat viel zu bieten zum ansehen, shoppen, besuchen und feiern. Pubs sind hier weitaus beliebter als Clubs, aber man kann trotzdem viel Spaß haben. Die Musik ist allerdings für Berlin-verwöhnte Ohren wie meine oft zu chartig. Dafür gibt’s allerdings eine Lösung: Viele Gay oder Queer Clubs spielen sehr guten Electro und haben außerdem klasse Dragshows, zum Beispiel The George oder Mother. Besucht unbedingt tolle Pubs mit Livemusik! Es lohnt sich und man kommt auch ganz schnell ins Gespräch mit Iren, mein Liebling ist The Old Dubliner.

Von Dublin aus kommt man fast überall hin in Irland also macht auf alle Fälle Kurztrips! Die Bahn hier hat gleichbleibende, faire Preise und ist viel angenehmer als Busse. Busse fahren oft stündlich ins Umland und Tickets werden direkt beim Fahrer gekauft. Es gibt übrigens überall Studentenrabatte wenn ihr eure Leapcard dabei habt!

 Fazit.

Dublin war für mich eine kleine Rettung, als es mir nicht so gut ging. Es ist unglaublich einfach hier Leute kennenzulernen. Der beste Weg dafür sind Sportclubs, societies und Veranstaltungen von der Uni. Geht auch unbedingt auf die Fresherstrips eurer clubs, klar es wird nur getrunken, aber danach habt ihr garantiert genug Freunde um jedes Wochenende beschäftigt zu sein! Reist viel, trinkt viel, feiert viel, macht Freude und Liebe und genießt eure Zeit hier! Mein Aufenthalt hier ist in zwei Wochen zu Ende und ich möchte nicht gehen! Ich habe mich total in diese urige, unpraktische, aber sympathische Stadt verliebt und in die Menschen. ZUm Glück fliegt Ryanair mich von Berlin für schlappe 30€ rüber so oft ich will <3